Historisches

St. Johannes Baptist Schützenbruderschaft Höngen – Historisches

Der erste Nachkriegskönig der Höngener Schützen
Am 8. Mai 1945 war der zweite Weltkrieg zu Ende. Zuerst sehr zögerlich, doch dann kehrten immer mehr
Höngener aus der Evakuierung zurück. Die meisten hatten diese Zeit im fernen Thüringen verbracht.
1946 waren die zerstörten Häuser und Wohnungen notdürftig wieder hergerichtet. Die größte Not
war gelindert und langsam kam das während des Krieges zwangsläufig ruhende Vereinsleben wieder
in Gang. Der Patronatstag der St. Johann Baptist Schützenbruderschaft, der 24. Juni, näherte sich.
Am 16. Juni wurde eine Versammlung einberufen, um die Bruderschaft wieder zu beleben. Sie fand
regen Zuspruch. Auch wollte man – den Verhältnissen entsprechend – die sich nähernde Prunkkirmes
wieder feiern. Weil die Bruderschaft sich 1936 geweigert hatte, dem nationalsozialistischen Schützenbund
beizutreten, war über die Bruderschaft ein Verbot für alle außerkirchlichen Veranstaltungen verhängt worden.
Für die Wiederbelebung brauchte man unbedingt einen Schützenkönig. Nach altem Brauch wurde die
Königswürde mit einer Büchse ausgeschossen. Dies war aber seitens des alliierten Kontrollgesetzes
untersagt. Schnell war man sich einig, die Königswürde auszulosen. Kleine Zettel wurden in einem Hut
deponiert. Auf einem stand das Wort „König“. Als damals 15-jähriger Sohn des Vereinswirtes habe ich
die Spannung beim Ziehen der Zettel noch gut in Erinnerung. Bei den etwa 35 Anwesenden machte
sich auch leichte Nervosität breit, je mehr sich der Hut leerte. Zum Schluss waren nur noch zwei Lose
im Hut. Fritz Jansen aus dem Üleströatje, heute Lambertusstraße, war jetzt am Zuge. Erwartungsvoll
zog der sein Los. Heute noch habe ich sein verdutztes Gesicht vor Augen, als er seinen Zettel
auseinanderfaltete. Einer seiner Tischnachbarn sah es auch und rief sogleich: „ Fritz, du böss Küaning!“
Von etlichen Schützenbrüdern wurde Fritz auf die Schultern genommen. Man ließ ihn hochleben.
War er doch nach 1936 der erste Schützenkönig, den Höngen hatte. Seine Schwester Elisabeth war
bereit als Königin zu fungieren. Damals, 1946, war dies alles nicht so einfach, mussten doch irgendwie
das Kleid der Königin und ein schwarzer Anzug besorgt werden. Die dann folgende Kirmes war für das
Dorf schon ein Ereignis, wenn auch in kleinem Rahmen. Gutes Bier gab es nicht. Doch wurde in ein
paar Häusern (unerlaubt!) Schnaps gebrannt: Aus Getreide und Zuckerrüben hergestellt war er
nicht immer von guter Qualität. Aber, wer die Quellen kannte, konnte sich so versorgen. Im Volksmund
hatte dieses Getränk dann auch schnell den Namen: „Knollie-Brandy“!
………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………Die Schützen beim Wiederaufbau der Kirche.Die Pacht des Schützenlandes wurde an die Kirche abgetreten.Der Gewinn der Kirmes und der
anderen Tanzveranstaltungen wurden fast komplett an die Kirche abgeben. Pfarrer Klingelmann
hat den Schützen diese Mitarbeit durch seine besondere Treue stets zu danken gewusst.Man
wusste zu berichten, daß die Höngener Schützen an den Kirmesveranstaltungen in Sittard
lange Jahre teilgenommen haben. Auch dies kommt vom Kirchenbau her. Einige Schützen
kollektierten in Sittard auf dem Markt und in den anliegenden Strassen.Die Bewohner von
Sittard und die Geschäftsleute haben den Kirchenbau immer recht gut unterstützt. Als Dank
und Anerkennung gingen die Schützen auf den Festen der Sittarder St. Rosa Schütterij in den Aufzügen mit.
………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………Theateraufführungen der BruderschaftIn den ersten Nachkriegsjahren führte die Bruderschaft verschiedene Theaterstücke auf. Sie
hatten nicht nur einen kulturellen Hintergrund. Sie sollten auch die Kasse aufbessern.
In den Jahren 1950 bis 1959 wurde im Saale Peters gespielt. Wegen der regen Nachfrage
wurden viele Stücke zweimal aufgeführt. Die Theaterdekorationen sind dem Autor noch
in guter Erinnerung. Bis in die sechziger Jahre wurden sie noch von der Hoengener Volksschule benutzt.
Folgende Stücke wurden aufgeführt:
1948: Im Schatten der Schuld
17.12.1950: Schneider Wibbel
08.04.1951: Schneider Wibbel
18.01.1953: Liesel, das edle Kind der Berge
29.01.1953: Liesel, das edle Kind der Berge
08.01.1955: Im Liebespavillon
16.01.1955: Im Liebespavillon
09.02.1957: Der Hauptmann von Köpenick
18.02.1957: Der Hauptmann von Köpenick
09.02.1958: Verlorene Heimat
xx.03.1958: Verlorene Heimat
11.01.1959: Nina, das Mädchen von Jalta
18.01.1959: Nina, das Mädchen von Jalta

Im Archiv der Bruderschaft sind die Theaterbücher von: Liesel, das edle Kind der
Berge; Im Liebespavillon; Nina, das Mädchen aus Jalta noch erhalten.

Die Bücher zu: Carmen; Lalott (Operette in drei Akten) und Glück am Rhein (Operette
in drei Akten) sind auch im Archiv erhalten. Diese wurden vom Männergesangverein St. Josef Hoengen aufgeführt.

Auch die Plakate : 18.Januar 1953 und 29.Januar 1953 zu Liesel, das edle Kind der Berge befinden
sich noch im Archiv der Bruderschaft.
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 Ein Besuch beim Dremmener Schützenfest

Anfang der achtziger Jahre folgte eine Abordnung der Einladung zum Dremmener Schützenfest.
Nach Aufzug und Vorbeimarsch, gestärkt durch ein paar Bierchen, machten wir uns auf den Heimweg.
Dass solch ein Heimweg zur damaligen Zeit mit mehreren Unterbrechungen stattfand, war ganz
selbstverständlich. Zum Abschluss kehrten wir noch in Schierwaldenrath „Am Bahnhof“ ein. Bei
herrlichem Sommerwetter nahmen wir draußen auf der Terrasse Platz.
Eine Draisine der historischen Eisenbahn zog unsere Neugier auf sich. „Mit so einem Ding bin
ich noch nie gefahren,“ sagte einer von uns. Da fackelten wir nicht lange .Kommandant und
Fähnrich stiegen in Uniform zur Probefahrt ein.
Kaum 100m waren geschafft, da kam laut rufend und gestikulierend ein Bediensteter der
historischen Eisenbahn hinter uns her. Wir hielten an und fuhren – von lauthalsem Geschimpfe
des Eisenbahners begleitet – zurück. Der war erst beruhigt, als wir ihm klarmachten, dass einer
von uns ebenfalls bei der Bundesbahn beschäftigt war. Gegen Zahlung von DM 5.—durften wir
dann zu einer „genehmigten“ Fahrt aufbrechen.
Aber es kam noch schöner: Einige junge Damen vom Nebentisch auf der Terrasse bekundeten
ebenfalls Interesse an einer Draisine-Fahrt. Und so wurden kurzerhand 3 oder 4 Mädels
mitgenommen. Ab ging die Post Richtung Birgden. Der erste Bahnübergang wurde ordnungsgemäß
gesichert: Ein Schütze hielt mit dr Schöttepatsch winkend den Verkehr an. Aus den Hintergärten,
an denen wir vorbeifuhren , stibitzten wir kräftig Blumen und überreichten sie galant den
mitfahrenden Damen.
Um den wartenden Eisenbahner nicht wieder zu verärgern, kehrten wir vor dem Birgdener
Bahnhof schon um. Mit lautem „Hallo“ begrüßten uns die anderen Terrassengäste . Und das
Dremmener Schützenfest endete erst kurz vor Mitternacht mit den neuen Freunden in geselliger Runde.

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